Heimat, Humor und Hamsterräder

Nassauische Neue Presse
März - 2015

Christiane Mörsel-Zimmermann unterhielt im vollen Dorfgemeinschaftshaus

 20.03.2015

Als Ärztin, Psychotherapeutin und Lebenscoach hat die Wahl-Dorchheimerin Dr. Christiane Mörsel-Zimmermann viel über die Menschen erfahren. Viele ihrer Gedanken und Erlebnisse hat sie als Gedichte und Geschichten herausgebracht, die sie nun bei der ersten kulturellen Veranstaltung des Bürgervereins Elbtal im vollen Dorfgemeinschaftshaus präsentierte.

Elbtal-Dorchheim. 

Es war ein nachdenklicher, oft aber auch humorvoller Abend, der allen Gästen sichtlich viel Freude machte. Letztendlich half er auch dem Bürgerverein, denn im eigenen Ort verzichtete Mörsel-Zimmermann spontan auf ihre Gage, sodass der Erlös des Spendentopfes, Essens- und Getränkeverkaufs voll für die Arbeit des Vereins verwendet werden kann. Frank Schmidt und Angelina Gisik vom Vorstand dankten Mörsel-Zimmermann für einen kurzweiligen Abend, von dem es künftig mit anderen Künstlern mehr in Elbtal geben soll.

 

Menschen „im Zeitraffer“

Die Zeit rennt laut Mörsel-Zimmermann derart schnell an den Menschen vorbei, dass alle nur noch „Im Zeitraffer“ leben, so der Name ihres Programmes. Sie switchte sich durch ein Menschenleben, wo man sich mit fünf Jahren wünscht, endlich sechs zu werden und in die Schule gehen zu dürfen. Mit 20 feiert man die Riesenparty, doch mit 50 beginnt die Angst vor dem Herzinfarkt. An ruhige alte Zeiten erinnerte sie sich in „ohne Handy“ zurück. In „Smartphone-Liebe“ schildert sie die aktuelle Zeit, in der viele nur noch im Netz nach Partnern suchen. Sie wünscht sich, realen Begegnungen mal wieder eine Chance zu geben. Wie die Psychotherapeutin berichtete, erkrankten die letzten Jahre immer mehr Menschen an Erschöpfung und Burnout. In „Ausgebrannt“ lautete ihr Fazit, einfach mal dem täglichen Hamsterrad zu entfliehen und geradeaus zu gehen. Ein Drittel der Menschen in der Limburger Fußgängerzone sind ihren Studien nach am Simsen, ein Drittel am Telefonieren und der Rest hetzt mit traurigem Gesicht schnell die Straße entlang. Sie riet, bewusst lächelnd durch die Stadt zu gehen, auch wenn das andere irritiere.

Kinder oder Karriere

Den der Karriere geopferten Kindern widmete sie ihre Zeilen „Auf Eis“. Als zugezogene Städterin musste sie lächeln, als sie erkannte, dass nicht mal alle Elbtaler gleich sind und schon nicht mehr der „von hier“ ist, der einen Kilometer weiter in Elbgrund wohnt. Eine Patientin habe ihr traurig berichtet, dass die Tochter weggezogen sei – nach Fussingen. In Hamburg seien Stadtteile 30 Kilometer auseinander und keiner frage, aus welchem man komme. Die Wahl-Dorchheimerin hat gemerkt, dass es für Lebensglück nur wenig braucht: Etwas zu essen, Gesundheit und Kinder. Man soll einfach mal der Stille lauschen, träumen oder tanzen, meinte sie. Für Elbtal hofft die Referentin, dass durch das Engagement des Bürgervereins mehr Leidenschaft und Gemeinschaftssinn in die Gemeinde kommen. rok

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